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Karrierewege

Warum sollte ich überhaupt Infektiologe/in werden? Und welche Wege können Infektiologen/innen gehen?

Infektionskrankheiten

Infektionskrankheiten sind seit einigen Jahren wieder in aller Munde! Die Ausbreitung antibiotikaresistenter Bakterien, die HIV/AIDS – Epidemie, nosokomiale Infektionen, die globale Verbreitung der Tuberkulose und die aktuelle Ebola- und Zika – Epidemie sind nur einige Beispiele dafür, dass Infektionen nicht besiegt sind.

So beschreibt die WHO die Ausbreitung von multiresistenten Erregern als Bedrohung der internationalen Gesundheit und die amerikanische Regierung sieht hierdurch sogar die nationale Sicherheit der USA gefährdet. Gleichzeitig kommt es durch Veränderungen von Umwelteinflüssen („globale Erderwärmung“) zu einer Renaissance von Infektionskrankheiten in Gebieten, in denen sie eigentlich als besiegt galten (z.B. Malaria in Griechenland). Infektionen stellen somit unverändert eine erhebliche und oft unerwartete Herausforderung für Medizin und Gesellschaft dar.

Warum Infektiologie?

Die Infektiologie ist mit ihren zahlreichen epidemiologischen, pathogenetischen, präventiven und therapeutischen Aspekten ein enorm vielfältiger und herausfordernder Teil der Medizin im 21. Jahrhundert. Infektionen lassen kaum einen Schwerpunkt der Inneren Medizin, kaum ein Fachgebiet der Humanmedizin unberührt und die Arbeit der Infektiologen ist durch die Zusammenarbeit mit nahezu allen Fachdisziplinen geprägt. Das breite Spektrum der Infektionskrankheiten bringt ein breites Betätigungsfeld mit sich. Neben der interdisziplinären Betreuung von Patienten im stationären Bereich, gibt es vielfältige Tätigkeitsfelder im ambulanten Sektor (z.B. HIV-Schwerpunktpraxis).

Wie werde ich Infektiologe/in?

Alle Informationen dazu gibt es unter Fort- und Weiterbildung.

Zu den aktuellen Stellenangeboten geht es hier.

Und hier erzählen Ärzte von ihrem ganz persönlichen Entscheidungspfad:

Der Niedergelassene

Dr. med. Ulrich Kastenbauer, München

  •  Warum sind Sie den Schritt in Richtung Infektiologie gegangen? Gab es ein Schlüsselerlebnis, was war die Initialzündung?

    Zwei Aspekte haben mich für die Infektiologie begeistert: Während des Studiums engagierte ich mich ehrenamtlich für die Münchner AIDS-Hilfe und bekam so hautnah mit, was für bahnbrechende Fortschritte die Therapie der HIV-Infektion in diesen Jahren machte. Und als ich meine ersten zwei Berufsjahre in einer großen HIV-Schwerpunktpraxis (Dr. Jäger in München) die persönliche Betreuung und Behandlung von HIV-Patienten erleben durfte, war klar, dass ich diesen Weg weitergehen wollte.

  • Wo und in welcher Position arbeiten Sie heute?

    Ich bin niedergelassener Allgemeinarzt und Infektiologe in eigener Praxis in München und arbeite mit zwei Kolleginnen in einer Praxisgemeinschaft zusammen. Wir betreuen vor allem Menschen mit HIV, aber auch andere akute und chronische Infektionskrankheiten gehören zu unserem Behandlungsalltag, von Hepatitis C über Tuberkulose bis zur Syphilis.

  • Würden Sie diesen Weg wieder gehen, was würden Sie anders machen?

    Ich würde diesen Weg auf jeden Fall wieder gehen!

  • Welches Thema in der Infektiologie ist für Sie derzeit am interessantesten?
    Spannend ist für uns im ambulanten Sektor derzeit sicher die Fortschritte bei der Therapie der Hepatitis C. Aber auch im Bereich HIV tut sich viel, ich hoffe sehr, dass ich die Heilung noch aktiv „erleben“ werde! Und die Zunahme der Migrationsbewegungen, Stichwort Flüchtlinge, wird in Zukunft auch bei uns für Herausforderungen sorgen.

Die Klinikerin

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Prof. Dr. med. Rika Draenert, München

  • Warum sind Sie den Schritt in Richtung Infektiologie gegangen? Gab es ein Schlüsselerlebnis, was war die Initialzündung?

    Während meines Medizinstudiums habe ich als Nebenjob auf Station gearbeitet. Dabei wurde ich zufällig die Infektionsstation eingeteilt und habe dort die ersten Patienten mit HIV-Infektion kennengelernt. Dies war sicherlich ein Auslöser für meine Berufswahl. Später im PJ in USA hatte ich als ein Wahlfach in der Inneren Medizin „Infectious Diseases (ID)“ gewählt. Hierbei war ich dem allgemeinen ID-Konsil-Team zugeteilt, mit dem wir in der ganzen Klinik unterwegs waren (von den Intensivstationen über die Gynäkologie und Dermatologie bis hin zu den chirurgischen Fächern).

    Die Vielfältigkeit dieser Spezialisierung und die Interaktion mit vielen anderen Fächern haben mich total begeistert. Deswegen habe ich mich für meine Facharztausbildung in der Inneren Medizin an einem Krankenhaus mit Abteilung für Infektiologie beworben. Dort habe ich meine gesamte Facharztzeit absolviert und mich endgültig für die Infektiologie entschieden. Auch wissenschaftlich wollte ich dann in der Infektiologie arbeiten und habe mich im Bereich der Infektiologie für die Immunologie entschieden – ein für mich extrem spannendes Thema.

  • Wo und in welcher Position arbeiten Sie heute?

    Ich bin immer noch am Klinikum der Universität der LMU in München, jetzt in der Sektion Klinische Infektiologie der Medizinischen Klinik IV. Dort bin ich als Funktionsoberärztin vor allem in der infektiologischen Ambulanz und als Leiterin meiner eigenen Arbeitsgruppe im Bereich der translationalen Forschung tätig.

  • Würden Sie diesen Weg wieder gehen, was würden Sie anders machen?

    Ich würde definitiv wieder die Infektiologie als mein Spezialgebiet wählen und bin weiterhin jeden Tag von neuem begeistert von dem Fach! Insgesamt bin ich auch mit meinem Weg dorthin zufrieden. Die Kombination aus Klinik, experimenteller Forschung und Familie ist ein Kraftakt, aber dieser ist nicht spezifisch für die Infektiologie. Mit Hilfe meiner zwei Chefs und Mentoren, zunächst Prof. Dr. F. D. Goebel, dann Prof. Dr. J. Bogner, war dies gut zu schaffen und ich bin ihnen sehr dankbar dafür.

    Nach meinem wissenschaftlichen Postdoc in den USA habe ich meine eigene Arbeitsgruppe aus dem Nichts aufgebaut. Dies würde ich mit meiner heutigen Erfahrung anders machen. Ich würde mich für den Neuanfang in Deutschland einer bereits bestehenden, größeren Arbeitsgruppe anschließen, weil ich glaube, dass dies viele Anfangsschwierigkeiten deutlich einfacher macht.

  • Welches Thema in der Infektiologie ist für Sie derzeit am interessantesten?

    In meiner täglichen Arbeit macht es mir im Moment am meisten Spaß, Patienten mit chronischer Hepatitis C zu behandeln. Es ist schön, eine gut verträgliche Therapie mit so guten Ausheilungschancen zu haben.

    Sehr spannend zum Mitverfolgen finde ich die neu auftretenden Infektionserkrankungen wie z.B. MERS oder das Zika-Virus. Es ist erstaunlich, wie schnell es hier zu neuen Erkenntnissen kommt und auch neue Therapieansätze, inklusive Impfungen erarbeitet werden.

Der Tropenmediziner

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Dr. med. Dr. rer.nat. Carsten Köhler, Tübingen

  • Wo und in welcher Position arbeiten Sie heute?

    Ich arbeite am Institut für Tropenmedizin des Universitätsklinikums und der Eberhard-Karls Universität Tübingen. Innerhalb des Instituts leite ich das Kompetenzzentrum Tropenmedizin für Baden-Württemberg.

  • Warum sind Sie den Schritt in Richtung Infektiologie gegangen? Gab es ein Schlüsselerlebnis, was war die Initialzündung?

    Schon früh hatte ich in meinem Leben Kontakt zu Menschen, die in den Tropen tätig waren. Als junger Mensch reiste ich erstmal selbst nach Afrika und war unzufrieden mit meinem Wissen und dem Wissen meiner Mitreisenden über die infektiologische Gefahren auf der Reise. Diese Erfahrung trug dazu bei, in mir den Entschluss reifen zu lassen dies zu professionalisieren. Innerhalb meines Biologiestudiums legte ich daraufhin den Schwerpunkt auf die Humanparasitologie. Später studierte ich zusätzlich Humanmedizin im Parallelstudium.

  • Würden Sie diesen Weg wieder gehen, was würden Sie anders machen?

    Mein Weg des Doppelstudiums hat sich ergeben und war anfänglich nicht so geplant. Es war ein interessanter aber auch sehr intensiver und zeitweise anstrengender, langer Ausbildungsweg.

  • Welches Thema in der Infektiologie ist für Sie derzeit am interessantesten?

    Ich interessiere mich sehr für die tropen- und reisemedizinischen Aspekte innerhalb der Infektiologie.  Der Zusammenhang von Infektionen während der Schwangerschaft und dem Reifegrad des Immunsystems bei Neugeborenen vor Ort in den Tropen ist ein Thema, das mich wissenschaftlich beschäftigt hat und noch immer umtreibt.

Die Forscherin

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Prof. Dr. med. Marylyn M. Addo, Hamburg

  • Warum sind Sie den Schritt in Richtung Infektiologie gegangen? Gab es ein Schlüsselerlebnis, was war die Initialzündung?

    Ich habe aus meiner persönlichen Historie als Tochter eines Afrikaners aus Ghana wohl schon immer Interesse an den Tropen und eine Affinität zur Tropenmedizin und Infektiologie gehabt. Ich habe zwischenzeitlich jedoch kurz auch mit anderen Bereichen geliebäugelt (Gyn, Pädiatrie, Anästhesie und Intensivmedizin), aber die Leidenschaft für die Innere und Infektiologie hat letztendlich überwogen.

    Mein Schlüsselerlebnis und die Initialzündung war dann jedoch eine klinische Rotation auf einer HIV/AIDS Station in Frankreich in den Neunzigern im Rahmen meines Erasmus-Studienjahrs. Die medizinische Komplexität und Neuartigkeit einer zur damaligen Zeit noch unzureichend verstandenen Infektion und die Vielschichtigkeit der Krankheit, auch weit über das rein Medizinische hinaus haben mich damals fasziniert und interessiert. Diese Erfahrung hat mich für HIV/AIDS begeistert und danach habe ich mich für meine Promotion in der Schweiz thematisch in diese Richtung orientiert.  Das Thema HIV/AIDS & Co. hat mich dann weiter klinisch und wissenschaftlich mit Forschung und Praxis auch im afrikanischen Ausland begleitet und schließlich die berufliche Laufbahn und Karriere in der Infektiologie gebahnt und nachhaltig geprägt.

  • Wo und in welcher Position arbeiten Sie heute?

    Ich arbeite derzeit am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und leite dort die Sektion Infektiologie und Tropenmedizin der Medizinischen Klinik I.  Im Rahmen meiner DZIF-Professur (W2) „Emerging Infections“ leite ich eine Forschungsgruppe, die sich schwerpunktmässig mit der Erforschung neuartiger Erreger, HIV und Impfstoffentwicklung beschäftigt.

  • Würden Sie diesen Weg wieder gehen, was würden Sie anders machen?

    Ja, ich würde diesen Weg wieder so gehen. Die bisherige Reise hat mir viel Freude gemacht und mich vielfältig neu herausgefordert.  Oft haben sich neue Weichenstellungen ungeplant und etwas überraschend aufgetan, aber bisher waren die Ankunftsbahnhöfe immer spannend. No major regrets bis jetzt - auch wenn sicher nicht alles immer glatt lief. Die Hürden auf meinem Weg haben sicher auch dazu beigetragen, zu formen wer ich bin und wo ich jetzt angekommen bin.

  • Welches Thema in der Infektiologie ist für Sie derzeit am interessantesten?

    Mich reizt das Thema „Emerging Infections“ und Zoonosen derzeit wissenschaftlich sehr. Klinisch beschäftige ich mich am liebsten mit HIV und meine geheime Lieblingsinfektion ist neben der Malaria tatsächlich die Endokarditis.

 

 

 

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